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Rezension: Der Name Gottes ist #Barmherzigkeit- #Papst_Franziskus- Ein Gespräch mit Andrea_Tornielli #Kösel

Dieses Buch enthält ein aufschlussreiches Gespräch zwischen Papst Franziskus und dem Journalisten sowie Vatikan-Spezialisten Andrea Tornielli zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. 

Diesem Gespräch vorangestellt ist der Bibeltext 18,9-14 des Evangeliums nach Lukas und ein in das Gespräch einleitender Beitrag von Andrea Tornelli. 

Papst Franziskus hat das Heilige Jahr der Barmherzigkeit am 13. März 2015 ausgerufen. Andrea Tornelli hat ihm daraufhin den Vorschlag unterbreitet, im Rahmen eines Buches über den Sinn dieses Jahres aufzuklären. Der Heilige Vater willigte ein, über das Herzstück seines Pontifikats, ein Thema von zentraler Bedeutung, auch in seinen Lehren und in seinem Zeugnis, Näheres auszuführen. 

So erfährt man zunächst, wann bei ihm der Wunsch entstanden ist, ein heiliges Jahr der Barmherzigkeit auszurufen und wodurch er inspiriert wurde. Schon im Juli 2013 sagte er auf dem internationalen Weltjugendtag, dass er überzeugt davon sei, dass unsere Epoche ein kairós für Barmherzigkeit verkörpere,  d.h. ein dafür passender Zeitpunkt sei. Schon der hl. Johannes Paul II und  Papst Benedikt XVI äußerten sich zum göttlichen Erbarmen, in dem Benedikt den Wesenskern der Botschaft des Evangeliums sieht. 

Wie Papst Franziskus ausführt,  bedeutet Barmherzigkeit etymologisch gesehen, das Herz zu öffnen. Dabei sei die Barmherzigkeit jene göttliche Haltung, die umarmt, sozusagen das sich Schenken Gottes, der empfängt, der sich herabbeugt zur Vergebung. Wie man weiter erfährt, verhält es sich so, dass ein Mensch, dem Gottes Barmherzigkeit zuteilwird, sich seiner selbst, der eigenen Sünde schämt, wodurch offenbar Erkenntnis und Veränderung erst möglich werden. 

Die heutigen Menschen benötigen die Barmherzigkeit ganz besonders intensiv, weil die Menschheit verletzt sei und tiefe Wunden trage. Dabei wisse sie nicht, wie die Wunden heilen sollen oder glauben nicht, dass es überhaupt möglich sei. Verwundet werden kann die Menschheit durch vielerlei, so auch durch Relativismus, wonach alles gleich erscheine und das Gefühl für die Sünde verloren gegangen sei.  Weil es an der konkreten Erfahrung der Barmherzigkeit mangelt,  glaubt man nicht an die Erlösung von der Sünde. 

Barmherzigkeit haben wir bitter nötig, so der Heilige Vater und erläutert dies näher. Er führt auch Wissenswertes zum Geschenk der Beichte aus, weil es hier zur leibhaftigen Begegnung mit der Barmherzigkeit kommt. Als Beichtvater hat er, selbst wenn er eine verschlossene Tür fand, stets nach dem Spalt gesucht, sie zu öffnen, um auf diese Weise Vergebung und Barmherzigkeit zu schenken. Offenbar kann nur derjenige, der die Umarmung der Barmherzigkeit erlebt,  erfahren wie das Leben sich ändert, weil man dann versucht, auf dieses gewaltige unerwartete Geschenk zu antworten. Aus der Reue heraus entwickelt sich das veränderte Verhalten. 

Papst Franziskus verdeutlicht, weshalb wir alle Sünder sind und weshalb die Kirche in diesem außerordentlichen Heiligen Jahr ihre mütterliche Barmherzigkeit wiederentdecken möge. Diese nämlich würde den zahllosen Verwundeten entgegenkommen, die deren Gehör benötigen,  aber auch ihr Verständnis, ihre Vergebung und Liebe. 

Kritik nimmt der Heilige Vater an jenen Priestern, denen es an Barmherzigkeit mangelt und die durch Sturheit die Tür nicht öffnen, die für alle so wichtig ist. Barmherzigkeit sei ein unverzichtbares Element in Beziehungen zwischen den Menschen, damit Brüderlichkeit entstehen könne. Es genüge nicht, nur Gerechtigkeit als Maßstab zu nehmen. Mit Barmherzigkeit und Vergebung nämlich geht Gott über die Gerechtigkeit hinaus. Er transformiert sie in einem höheren Akt, indem wir Liebe erfahren, die die Basis wahrer Gerechtigkeit ist. 

Papst Franziskus erläutert u.a. den Unterschied zwischen Sünde und dem Korrumpiert-Sein durch die Sünde, ein Zustand, der uns nicht demütig werden lässt, vielmehr zum System erhoben, zur Gewohnheit, zur Lebensweise wird. Solche Gewohnheiten schränken unsere Fähigkeit zu lieben ein und führen zur Selbstgerechtigkeit.

Papst Franziskus sagt "Ein von der Sünde korrumpierter Mensch hört auf, um Vergebung zu bitten, und glaubt am Ende sogar, dass er das nicht nötig hat." Man könne durchaus ein großer Sünder sein, solle sich jedoch von der Sünde korrumpieren lassen. Korruption sei keine einzelne Handlung, sondern ein Zustand persönlicher und sozialer Korrumpiertheit, an den man sich gewöhne. Der Korrupte verbringe sein Leben auf der Schnellstraße des Opportunismus und opfere dafür seine Würde und die der anderen. Von daher führe die Korruption unweigerlich zum Verlust von Scham, der Hüterin von Wahrheit, Güte und Schönheit. 

Papst Franziskus betont: "Sünder ja, korrumpiert nein!“ 

Dieses Gespräch  zwischen Papst Franziskus und Andrea Tornielli  sollte jeder lesen, weil es bewusst macht, wie nötig wir alle Barmherzigkeit haben und welche Wege wir gehen können, um diese zu erlangen. 

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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